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Dieses Thema hat 1 Antworten
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 Breitensport (RTF, Marathon, ...)
Ulf Offline




Beiträge: 135

28.08.2012 22:19
Ötztaler Radmarathon 2012 Antworten

Das Motto des Ötztaler Radmarathons ist “Ich habe einen Traum” 238 km und 5500 HM, 4 Alpenpässe. Ich habe auch geträumt und mein Kumpel Mario hat gehandelt und uns für 2011 angemeldet. 2011 hatten wir kein Losglück aber 2012 hat es geklappt. Vielen Dank Mario an dieser Stelle für Deinen Einsatz und die Organisation!
16000 Sportler wollten aber nur 4000 dürfen. Wir sind Freitag problemlos angereist und haben uns auf der Anreise mit dem Auto schon mal den Kühteipass angeschaut. Erste Zweifel da soll ich hoch? Mensch ist dass steil!
In Sölden haben wir unser Hotelzimmer bezogen und anschließend unsere Startunterlagen abgeholt. Am darauffolgenden Samstag 30 km eingerollt, Nudeln gegessen und die begeisternde Radsportstimmung in Sölden aufgesogen.

Aber im Laufe des Tages machte sich deutliche Unruhe breit besonders bei mir, kann ich das schaffen, ist dass nicht eigentlich eine Nummer zu groß für mich? Dieser Eindruck verstärkte sich am Abend bei der Fahrerbesprechung. Überwiegend nur Radsportler vom Format Bergfahrer, kräftige Radsportler so wie Mario und ich wahren eher die Ausnahme. Die Zweifel wuchsen. Mario kam mit der Situation deutlich besser klar. Das äußerte sich folgendermaßen, Mario rief der Kellnerin beim Abendessen hinterher: “Bring’se mal noch ein Bier und die Karte, nach dem Essen will ich noch ein Eis bestellen. Ulf du noch was? Ne Mario will nix”. Unsicher nippte ich an meinem Radler.
Unser gemeinsames Ziel war innerhalb des Zeitlimits im Ziel zu sein. Wer bis 19:30 Uhr die letzte Passhöhe nicht geschafft hat wird konsequent aus dem Rennen genommen.

Am Renntag sind alle Straßen komplett für den Autoverkehr gesperrt, der Ötztaler ist perfekt organisiert, die Fahrerbesprechung Samstagabend top. Der Rennleiter hat uns eingeschworen: ”Auf der Abfahrt könnt ihr das Rennen nicht gewinnen aber euer Leben verlieren! Legt euch warme Sachen bereit Regenjacke, Mütze, lange Handschuhe. Dass der Mann recht hatte sollten wir noch deutlich zu spüren bekommen. Zur Fahrerbesprechung gehört auch ein Wetterbericht und der sagte in der Nacht den Durchzug einer Kaltfront voraus verbunden mit Regen und einer deutlichen Abkühlung. Wetterbesserung im Laufe des Tages.

Ich habe lange nicht so schlecht geschlafen, gefühlt gar nicht. Der Regen prasselte draußen auf das Pflaster, dass einem die Lust auf Radfahren verging! Aber als der Wecker um kurz vor 5 Uhr piepte bin ich doch aus meinem leichten Schlaf aufgeschreckt. 6:15 sind wir zum Start gerollt, Pünktlich 6:45 sollte es losgehen. Kein Regen und mit 12 Grad optimal, Schwein gehabt mit dem Wetter!
Jan Ullrich habe ich überhaupt nicht gesehen, der Prominentenblock ist ganz vorn, Mario und ich sind ziemlich weit hinten gestartet ca. 1,5 km lang war die Startaufstellung. Der Kanonenschuss der das Rennen eröffnet war so weit hinten nur als Schüsschen zu hören. Als auch wir uns endlich in Bewegung setzen war ich froh das es nun endlich losging.

32 km bis in den Ort Ötz in einer leichten Abfahrt waren ruck zuck vorbei, 45 Minuten 41-er Schnitt ohne Anstrengung. Nun begann der Ötztaler richtig mit der Auffahrt zum Kühteipass 17,3 km 1200 Höhenmeter in der Spitze 18 %, die Auffahrt ist sehr ungleichmäßig, steile Rampen wechseln mit Flachstücken. Es lief gut, wir sind ruhig und langsam angegangen, Kilometer auf Kilometer weggestrampelt und nach 1h:36 waren wir plötzlich oben, 10,7 km/h im Schnitt gar nicht schlecht für uns Fischköppe! Auf dem Pass haben wir uns prima verpflegt, alles angezogen was wir hatten, auf dem Pass war es empfindlich kühl und ab ging es in die Abfahrt. Ich habe noch kurz Marios Regenjacke flattern sehen…… dann erschien über Mario eine große Sprechblase GEILE ABFAHRT und weg war er……. Na ja ganz so war es nicht Mario ist einfach besser und schneller abgefahren als ich. Auf dem Brenner hatten wir uns dann wieder.

In Innsbruck begann die Auffahrt zum Brenner 38,2 km 697 Höhenmeter. Das hört sich nicht viel an aber in den Gruppen wird schnell gefahren. Auf einem kurzen Stück hat der Brenner 12%. Die Jungs die vorne treten haben aber nichts dagegen wenn hinten “gelutscht” wird. So bin ich mit einem 24,1 km/h nach 1h:34 auf dem Brenner angekommen. Und siehe da Mario steht an der Verpflegung, ist guter Dinge und mampft Kuchen.

Wieder alle Klamotten angezogen Beinlinge, Jacke, lange Handschuhe abgefahren…….. unten wieder ausgezogen alles eingepackt und so vertropft eine Minute nach der andern.

146 km hatten wir auf dem Tacho und nun sollte es auf den Jaufenpass gehen. 21,6 km 1130 Höhenmeter. Für mich war der Jaufenpass prima zu fahren, immer gleichmäßig keine Rampen, zum Schluss mal kurz 12%. Die ersten mussten ihr Rad schieben oder lagen an der Seite und versuchten ihre Krämpfe zu lösen. Mir ging es gut, ich konnte essen und trinken und bin mit GA I und unterem GA II Puls rauf gefahren. 1h:51 habe ich gebraucht 11,5 km/h damit konnte ich zufrieden sein.
Auf dem Pass habe ich mich verpflegt aber plötzlich zog mit rasanter Geschwindigkeit ein Gewitter auf. Da habe ich gedacht schnell anziehen und los. Von Mario war noch nichts zu sehen. Beinlinge, Regenjacke, lange Handschuhe und ab in die Abfahrt. Es fing richtig an zu regnen meine Regenjacke hat mich echt gerettet, es war Schweine kalt ich musste mich selber anschreien um in der Abfahrt konzentriert zu bleiben. Ich habe so gezittert, mein ganzes Rad hat gewackelt. Hätte ich jetzt einen Platten ich währe nicht in der Lage den Schlauch zu wechseln! In der Fahrerbesprechung wurden wir vor der Abfahrt vom Jaufenpass gewarnt, tatsächlich befanden sich dort viele Längstrillen. Aber an jeder Gefahrenstelle stand ein Helfer oder Polizist. Überhaupt immer wieder kamen neutrale Materialwagen oder Motorräder vorbei. Sicherheit ist bei dieser Veranstaltung tatsächlich oberstes Gebot.

In St.Leonhard angekommen Sonnenschein und über 20 Grad aber nur noch auf 750 m. Direkt geht es in den Anstieg zum Timmelsjoch auf 2509 m. Erst mal ausziehen, Sachen verstauen und wer kommt aus der Abfahrt … Mario. Super nach 180 km lässt sich ein Berg von 31,4 km mit 1759 Höhenmetern viel besser ertragen. Wir hatten jetzt noch knappe 4 h bis zum Zeitlimit. Jetzt muss das Ding doch zu schaffen sein. Nicht denken einfach treten. Nach wenigen Kilometern wurde das Ding echt schwer aber jeder Tritt bringt dich weiter. Auf einmal in einer Kehre ein riesiges Plakat mit dem Spruch “Na ausgeträumt?” Oh denke ich hier ist schlechte Stimmung schnell weg und hoch den Berg. Auf der Auffahrt sind noch einmal drei Verpflegungspunkte eingerichtet. Ich habe immer gegessen und getrunken.

Plötzlich öffnet sich der Blick und ich fahre auf eine gigantische Wand zu. Wie angeklebt windet sich die Passstraße in Serpentinen den Berg hoch. Nicht hingucken einfach treten, aus dem Sattel im Wiegetritt bis 20 zählen, Sitzen treten, Wiegetritt bis 20 zählen bei 19 habe ich schon gesessen und weiter tr…., noch 7 km noch 4 km noch 2 km, kalt geworden, Beinlinge angezogen treten, Wiegetritt….. Ich werde irre da ist ja dieser sagenumwobene Tunnel, ich habe es geschafft, ich habe es echt geschafft, keine Krämpfe und ich schwöre nicht einen Meter geschoben. 18:34 Uhr passiere ich die Zeitmessung auf dem Timmelsjoch. Ich bin dick eingepackt denn mittlerweile hat leichter Schneefall eingesetzt. Die Abfahrt macht Spaß kurz den Gegenanstieg zur Mautstation und ich bin wieder in Östereich weiter Abfahren. Die Abfahrt nach Sölden ein Genuss, ich bummele will genießen. In Sölden wollen noch zwei mit mir sprinten, leck mich am Arsch ich bin Finisher und sprinte keinen Meter. Im Ziel werde ich vom Sprecher namentlich begrüßt. Aber noch kann ich mich nicht vollständig freuen. Mario fehlt, wo bleibt er? Nach und nach treffen weitere Sportler im Ziel ein, viele Emotionen und Tränen sind zu sehen. Und endlich trifft Mario ein, wir liegen uns in den Armen und gratulieren uns gegenseitig. Ich habe 12h:23 gebraucht, Mario 12h:49.

Wir wollen feiern Essen, Trinken… ja, ja auch Bier, heute hauen wir auf die Pauke! Im Hotel angekommen haben wir dann nur geduscht und sind direkt ins Bett gefallen. Ohne Essen und Bier. Trotzdem dieser Tag bleibt unvergessen!

Fazit:
Das Beste was ich je gefahren bin, Organisation, Sicherheit, Stimmung alles Perfekt. Ich habe Bilder gesehen die ich nicht in Worte fassen kann, die befeuerten Heißluftballons am Start in der Morgendämmerung, Alpenpanorama, Gewitterwolken die an Gipfeln hängen.
Gelitten habe ich beim Sport schon mehr, ich war gut vorbereitet. Die Radkilometer im Training sind sicher wichtig, geholfen hat mir aber sehr unser Athletiktraining und die Lauferei im Winter. Die Zeit und Platzierung? Ganz ehrlich ich denke für mich sind unter 11 h drin, mit der Erfahrung als Finisher. Sicher das kühle Wetter kam mir entgegen, nächstes Jahr wieder wer weiß?!

Viele Grüße
Ulf

Ulf Offline




Beiträge: 135

31.08.2012 16:54
#2 RE: Ötztaler Radmarathon 2012 Antworten

von Peter L.

Hey Ulf,

hammer Aktion! Stark! Ich hatte ja keine Ahnung,dass du da fährst.
Hast auch Ulle gesehen und überholt?

Hallo Peter,
keinen Ulle gesehen. Ich habe doch die ganze Zeit das Fahrerfeld vor mir hergejagt!

Gruß Ulf

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